Fastnacht

Fastnacht beim TuS in der 5. Jahreszeit

 

Seit den 1940er Jahren trägt der Verein zur Unterhaltung in der närrischen Zeit in Haintchen bei. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann man mit Maskenbällen, zumeist an den Fastnachtstagen – oftmals auch mit turnerischen Einlagen, um etwas Fröhlichkeit in die Herzen der Menschen zu bringen.

Die Kappensitzungen in der jetzigen Form entstanden aus den Maskenbällen. Um das Programm etwas aufzulockern, wurden Sketche und Büttenreden in die
Karnevalsveranstaltungen eingestreut. Franz Kalteier, ab 1945 viele Jahre 1. Vorsitzender des Sportverein „Rot-Weiß“ Haintchen drückte der Haintchener Fastnacht zu dieser Zeit seinen Stempel auf. Auch nach dem Zusammenschluss mit dem Turnverein „Frisch Auf“ Haintchen, im Jahre 1952, stand Franz Kalteier wenn es um Fastnacht ging, in der ersten Reihe. Ihm zur Seite standen Franz Backes sowie Eugen Ruckes, Sohn des Gastwirts Johann Ruckes, er war der Musikus schlechthin. Er beherrschte das Spiel auf der Orgel und dem Klavier wie kaum ein anderer. Wenn dieses Trio mit ihrer Musik auftrat, war Stimmung pur angesagt und es kochte der alte Saal im Vereinsgasthaus »Zum Taunus«.

Nach der Einweihung des Vereinsheims im Jahre 1972 und der Inbetriebnahme der Turnhalle im Jahre 1976, standen den Faschingsveranstaltungen in eigenen Räumen nichts mehr im Wege. Die ersten Kappensitzungen in der neuen Turnhalle fanden im Jahre 1977 statt. Rolf Ammelung, in Köln am Rhein geboren, ein wahrlicher Glücksfall, trieb mit seinen Ideen und dem großem Engagement die Gestaltung der Kappensitzungen stetig voran. Mitstreiter der ersten Stunden waren unter anderem:
Franz-Josef Bördner, Werner Eberl, Dr. Rüdiger Fluck und Hubert Stath. Die Gesangsgruppe „Laubusjodler“ wurde auf deren Initiative gegründet. Eine bunt zusammengewürftelte Gruppe, die von Anfang an der Stunde dabei ist, und jedes Jahr mit ihren vorgetragenen Lieder und Sketchen das Publikum begeistert.

Geselligkeit und Frohsinn standen und stehen bei den Kappensitzungen des TuS Haintchen – unter der Präsidentschaft von Rolf Ammelung früher und der von Alfons Krickau heute – immer im Vordergrund. Anfangs wurden zwei Abendveranstaltungen angeboten, später kam dann noch der Kräppelkaffee am Sonntagnachmittag hinzu. Karnevalistische Frohnaturen aus Haintchen und Umgebung gaben sich in der fünften Jahreszeit beim TuS regelmäßig ein Stelldichein. Auswärtige Besucher wurden seinerzeit sogar mit Bussen angekarrt. Für die damalige Zeit eine schier unglaubliche Leistung aller Mitwirkenden vor und hinter den Kulissen.

Die wohl bekanntesten Kappensitzungen des TuS Haintchen wurden im Jahr 1990 an Ostern abgehalten. Wegen des damals stattfindenden Golfkrieges, wurden in Deutschlands Fastnachtshochburgen fast alle Veranstaltungen abgesagt. Doch Sitzungspräsident Rolf Ammelung hatte die geniale Idee. diese Sitzungen an Ostern nachzuholen. Für die Mitwirkenden und auch für die Zuschauer war es eine Riesensache. Die Turnhalle war bis auf den letzten Platz ausverkauft. Ausführliche Berichte über dieses ungewöhnliche Osterereignis sorgten in der heimischen Presse für Schlagzeilen. Auch „Leberecht“ in der „Nassauischen Neuen Presse“ mokierte sich über diese Veranstaltungen. Ein interessanter Artikel mit Bildern über diese „Ostersitzungen“ in der „Bildzeitung“ machte unser kleines Haintchen sowie den Sportverein auf einen Schlag „weltberühmt“

Ein besonderer Stolz erfüllt die Verantwortlichen des TuS Haintchen im Hinblick auf die Gestaltung der Bühnenbilder. die immer mit großem Aufwand und enormer Elektrotechnik hergerichtet wurden und werden. Die Hauptverantwortung liegt immer noch in Händen der Macher aus den 1970er Jahren. Rolf Ammelung konnte immer wieder junge Menschen für die Fastnacht begeistern und zum Mitmachen bewegen. Glücklicherweise wurde auf Grund dessen die Haintchener Fassenacht permanent von Eigengewächsen gestaltet.

Zur Finanzierung der schönen sowie dekorativen Orden, die alljährlich unsere Mitwirkenden und auch die Helfer überreicht bekommen, wird seitens des TuS Haintchen ein Fastnachtsprogrammheft mit beachtlichem Umfang herausgegeben. Mit Schere und Klebstift bewaffnet lagen in früheren Zeiten Joachim Liesering, Alfons Krickau und Rolf Ammelung tage- und nächtelang über Papierfetzen, und gestalteten Seite für Seite und Anzeige für Anzeige des Programmheftes. Heute übernehmen Scanner und Computer diese mühevolle Kleinarbeit.

Der Mann der ersten Stunde. Rolf Ammelung, gab im Jahre 1999 - für alle überraschend - das Zepter des Sitzungspräsidenten ab. Ihm gebührt ein besonderer Dank, wo er doch die Haintchener Fastnacht ganz entscheidend geprägt hat. Der 1. Vorsitzende des Turn- und Sportverein Haintchen, Joachim Liesering, leistete intensive Überzeugungsarbeit und konnte Alfons Krickau für das schwierige Amt des Sitzungspräsidenten gewinnen. Als Präsident des Elferrates und Leiter einer Sitzung legt Alfons Krickau nicht nur Spontanität, Witz, Humor und Schlagfertigkeit an den Tag, vielmehr bringt er auch die Gabe mit, bereits Monate vorher die Programmpunkte zu koordinieren, diverse Gruppen mit Texten zu versorgen, das Dorfgeschehen mit Argusaugen zu beobachten und - was ganz wichtig ist – die Mitwirkenden bei guter Laune zu halten.

Die Kappensitzungen und der traditionelle Kräppelkaffee werden jedes Jahr durch Tanzdarbietungen, Büttenreden, Sketche und vieles mehr vom Publikum mit viel Applaus honoriert. Und wenn in der fünften Jahreszeit wieder ein dreifach donnerndes »Haintchen helau« durch die karnevalistisch geschmückte Turnhalle in Haintchen schallt, sind die Aktiven in ihrem wahren Element.

Das große Finale der Kappensitzung im Jahr 2002. Das Motto der Kampagne lautete: „Narrenwelt im Zirkuszelt“.

(Auszug aus der Festschrift anlässlich des 100-jährigen Vereinsjubiläum)